Tabelle 1: Mögliche Probleme in der Anwendung von Medikamenten via Sonde und Lösungsansätze. |
Probleme | Beschrieb | Möglicher Lösungsansatz |
Verstopfung der Sonde | Mögliche Gründe: Ausfällung von Proteinen infolge einer Inkompatibilität zwischen Wirkstoff und Nährlösung bei gleichzeitiger Anwendung. | Siehe «Massnahmen bei verstopften Sonden» im Text. |
Unzureichende Spülung nach vorangehender Nährlösung- oder Medikamentenapplikation. |
Zu grosse Partikel in Verbindung mit ungeeigneten Öffnungen (= unzureichender Sondendurchmesser bzw. unzureichende seitliche Öffnung). |
Patienten mit Restriktionen der Flüssigkeitszufuhr | Patienten mit schwerer Nieren- oder Herzinsuffizienz. | Anzahl Medikamente reduzieren, hochkalorische Nährlösungen erwägen. |
Interaktionspotenzial | IA Wirkstoff mit Wirkstoff/Hilfsstoff: Identisch zu normaler Applikation per os. | Es ist entsprechend der klinischen Relevanz
abzuwägen, ob eine Interaktion toleriert oder durch geeignete Massnahmen vermieden werden kann. Komplexbildende Interaktionen sind strikt zu vermeiden (Verstopfung der Sonde). |
IA Wirkstoff mit Nahrung:Es ist zu berücksichtigen, dass die Nahrung oft kontinuierlich verabreicht wird und somit keine «nüchterne» Phase eintritt. Entsprechend kann bei Wirkstoffen mit enger therapeutischer Breite ein TDM indiziert sein. | Bei kritischen Medikamenten, wie z.B. Antiepileptika (u.a. Carbamazepin, Phenytoin), und unklarem Ausmass einer Interaktion ist die Absorption der Medikamente mittels Monitoring der Blutspiegelmessungen der jeweiligen Wirkstoffe zu überwachen. |
IA Wirkstoff mit Sondenmaterial: Insbesondere bei Sonden aus Polyvinylchlorid kann es zu Interaktionen zwischen Material und Wirkstoff kommen (Absorption von lipophilen Substanzen), so dass die Wirkung des Medikaments nicht gewährleistet und der Patient unterversorgt ist. | Heutzutage ist Silikon das gebräuchlichste Sondenmaterial. |
Fragliche Resorption sublingualer Arzneiformen | Bei Medikamenten, die explizit über die Schleimhäute absorbiert werden (z.B. Temgesic® Sublingualtabletten), kann die Resorption im Magendarmtrakt nur unzuverlässig abgeschätzt werden. | Weiterhin sublingual applizieren. Dies betrifft Schmelztabletten, wie z.B. Motilium Lingual® nicht, da diese nur im Mund gelöst werden, die Wirkstoffaufnahme jedoch im Gastrointestinaltrakt stattfindet. |
Unerwünschte Wirkungen von Sirupen | Können unverdünnt zum Verstopfen der Sonde und/oder je nach Volumen aufgrund der teilweise hohen Osmolarität zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen beim Patienten führen (Unwohlsein/Diarrhoe). | Ausreichendes Verdünnen des Sirups.
(1:5 bis 1:10, Zielwerte für gastrale Sondenlage: max. 1000 mosmol/l, für duodenale/jejunale Sondenlage: max. 300–500 mosmol/l, Osmolalität Tegretol® Susp: 1728 mosmol/kg) |
Substitution von oralen Produkten durch Parenteralia | Parenterale Arzneimittel können nur selten enteral verabreicht werden. Sie wurden gezielt für die direkte Applikation in den Kreislauf entwickelt und weisen daher oftmals eine hohe Osmolarität auf, sind aufgrund unterschiedlicher Salzformen der Wirkstoffe nur schlecht resorbierbar oder unterliegen einem hohen First-pass-Effekt. | Konsultation der Fachinformation bzw. Nachfrage bei den Herstellerfirmen. |
Substitution von Produkten mit identischem Wirkstoff, z.B. Wechsel auf Generika | Weil sich Produkte mit identischem Wirkstoff unterschiedlicher Hersteller häufig in ihrer Hilfsstoffzusammensetzung unterscheiden, muss im Falle einer Substitution die Sondengängigkeit erneut abgeklärt werden. | Konsultation der Fachinformation bzw. Nachfrage bei den Herstellerfirmen |
IA = Interaktion; TDM = Therapeutic Drug Monitoring. |